„Wenn ich schon sterben muss, dann soll es kurz und schmerzlos sein“ – Sterben in der Schweiz
„Ich möchte einst im hohen Alter sterben“
Statistisch gesehen, haben Sie durchaus Chancen, dass Ihr Wunsch in Erfüllung geht. Denn von den 76’195 Menschen, welche Im Jahr 2020 starben (2019: 67’780), starben viele im hohen Alter. Hier zeigt sich ein erster Effekt der Pandemie. Im Jahr 2020 starben rund 12% mehr Menschen als im Jahr 2019.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwartung noch unter 40 Jahre und stieg dann kontinuierlich an, dank den medizinischen Fortschritten und der Abnahme der Kindersterblichkeit über die letzten Jahrzehnte. Im Jahr 2019 lag sie bei den Frauen bei 85.6 Jahren und den Männern bei 81.9 Jahren. Im dem durch die Pandemie geprägten Jahr 2020 sank die Lebenserwartung bei den Frauen auf 85.1 und bei den Männer auf 81 Jahre.
„Wenn ich schon sterben muss, dann soll es kurz und schmerzlos sein“
Hier muss ich Sie leider – statistisch gesehen – enttäuschen. Unter 10% der Menschen in der Schweiz sterben plötzlich, unerwartet und werden quasi mitten aus dem Leben gerissen. Die Allermeisten erleben eine Phase der Pflegebedürftigkeit, welche Wochen, Monate, manchmal auch Jahre dauert. Die durchschnittliche Betreuungsdauer liegt bei drei bis fünf Jahren.
Die Länge der Pflegebedürftigkeit hat auch mit dem Wandel der Todesursachen zu tun. Während Todesursachen aufgrund von Infektionserkrankungen durch die Entdeckung der Antibiotika massiv eingedämmt werden konnten, sterben heute die Menschen an erster Stelle an Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen und Demenz. Auffällig ist, dass die Todesursache Demenz mit steigendem Lebensalter steigt. Wichtig ist, dass die Zahlen aus dem Jahr 2018 stammen. Inwiefern die Corona-Pandemie die Todesursachenstatistik beeinflusst hat, wird sich in Zukunft zeigen.
„Ich möchte selbst entscheiden, wann es genug ist“
Sie kennen sicherlich alle die Diskussionen um selbstbestimmtes Sterben. Die Zahlen sind hierzu eindeutig: Immer mehr Menschen in der Schweiz wählen den assistierten Suizid: So verstarben im Jahr 2018 1’176 Menschen durch assistierten Suizid. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es 742 Menschen.
Verwendete Literatur
- Bundesamt für Gesundheit BAG und Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) (2009). Nationale Strategie Palliative Care 2010–2012. Bern, 9.
- Bundesamt für Statistik (2016). Alterung der Bevölkerung beeinflusst Todesursachen. Todesursachen in der Schweiz. Medienmitteilung vom 23.06.2016.
- Bundesamt für Statistik (2016). Assistierte Suizide nehmen zu. Sterbehilfe und Suizid in der Schweiz 2014. Medienmitteilung vom 11.10.2016.
- Bundesamt für Statistik (2020). Häufigste Todesursachen bleiben im Jahr 2018 stabil – assistierter Suizid nimmt stark zu. Medienmitteilung vom 14.12.2020.
- Bundesamt für Statistik (2021). Todesursachenstatistik Sterblichkeit und deren Hauptursachen in der Schweiz, 2018.
- Bundesamt für Statistik (2021). Todesfälle.
- Bundesamt für Statistik (2021). Die Lebenserwartung bei Geburt ist 2020 in der Schweiz deutlich gesunken. Medienmitteilung vom 25. Oktober 2021.
- Palliativmedizin, D. G. f. (2005). Palliative Care Lehren, Lernen, Leben. Einführung/Modelle. Sterben, Tod und Trauer: gesellschaftliche Herausforderungen. Fünf dramatische Veränderungen und ihre Konsequenzen, 12-13.
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